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CONTACT ZONES

KONTAKT ZONEN

21|August - 26|September|2025

ARTCARE

Rechte Bahngasse 30-32

1030 Wien 

Eröffnung am

Donnerstag, 21. August 2025 | 18:00 Uhr

Der Begriff der (sozialen) Contact Zones, 1991 von der Kulturtheoretikerin Mary Louise Pratt eingeführt, verweist auf Räume, in denen unterschiedliche kulturelle Praktiken, Wissensformen und Ausdrucksweisen aufeinandertreffen, oft begleitet von Ungleichheiten, Machtverschiebungen und Konflikten, deren Wurzeln bis in koloniale Geschichte zurückreichen.

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Doch gerade weil diese Dynamiken unausweichlich sind, liegt darin auch eine Verantwortung: nicht zu vergessen,  sondern diese Spannungen bewusst in die Sprache der Kunst aufzunehmen. Einen Schritt zu machen, ein Wort zu finden, sodass künstlerische Stimmen sich artikulieren und verhandeln können. Im Kontext der Kunst bezeichnen Contact Zones deshalb nicht nur Orte des Nebeneinanders, sondern Zonen des Austauschs und der produktiven Reibung, in denen Materialien, Medien und Haltungen sich begegnen und miteinander bewegen.

einander irritieren,

wo die Notwendigkeit der Bedeutung nicht gegeben ist,

sondern im Prozess entsteht;

in der Reibung zwischen individueller Sprache und kollektiver Gegenwart.

als komplexes Gefüge,

in dem Differenz sichtbar wird.

In dem Kunst versöhnt,

und befragt.

 

Die eingeladenen Künstler:innen – darunter die vier Gewinner:innen sowie die Nominierten des SIMACEK AWARD 2025 – begegnen dieser Gegenwart mit unterschiedlichen Mitteln: Öl, Säure, Seide, Beton, Gips, Performance, digitaler Collage oder Installation. Die Einheit der Form, mal fragil, mal aufgeladen, bildet die Brücke. Eine Brücke über die Ströme, durch die die Arbeiten fließen. ​Jenseits des Mediums verbindet die Künstler:innen dennoch eine geteilte Dringlichkeit: das Nachdenken über das eigene Tun in einer komplexen und verdichteten Gegenwart. Ihre Werke verhandeln nicht nur Form, sondern Position. Eine Sprache, die sagt: Ich bin, und fragt: Was bin ich hier, mit euch, in dieser Zeit?

Literatur:

​Arts of the Contact Zone, Mary Louise Pratt, 1991.

Arina Grinevich

Chorong Moon

Dalmonia Rognean

Duy Hung Ngo

Florian Nöthe

Katharina Maria Wimmer

Kweku Okokroko

Laura Josic

Leonie Holtkamp

Lisa Obereder

Lin Wolf

Lotti Brockmann

Ludwig Stalla

Olga Shcheblykina

Ömer Faruk Kaplan

Paria Sharestani

Shuvo Rafiqul

Valentino Skarwan

Veronika Harb

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Cover: Dalmonia Rognean, When the old river turns, we hide, we seek, Pigmentdruck, 2025

the artists

In Chorong Moons (*1991, Seoul, Südkorea) Skulpturen geht es um physische Bewegung, körperliche Wahrnehmung und die Wechselwirkung zwischen beiden, wie sie im täglichen Leben erfahren wird.

Verschiedene Kräfte und Bewegungen: Schwerkraft, Rotation, Wellen, Resonanz wirken überall um uns herum, unsichtbar, aber spürbar. Chorong beobachtet und dokumentiert deren Bahnen, hält den Moment der Veränderung fest und übersetzt ihn in Form. Ihre Arbeiten entstehen aus einer ästhetischen Entscheidung, die das Interesse an physikalischen Phänomenen und sinnlichen Erfahrungen weckt.

Klasse Florian Pumhösl

Akademie der Bildenden Künste München (DE)

Dalmonia Rognean (*1993 in Brașov, Rumänien) ist Künstlerin und Fotografin mit einem Hintergrund in Theater- und Filmwissenschaften. Ihre Praxis ist forschungsbasiert und entwickelt sich visuell in einer metaphysischen, bisweilen magisch anmutenden Bildsprache, ohne dabei den Bezug zu einer empirischen Grundlage zu verlieren.

Anstelle linearer Erzählweisen entwirft Rognean visuelle Räume der Möglichkeiten. Ihre Arbeiten sind in der Sprache des Realen verankert und erweitern diese zugleich, hin zu Bildwelten, in denen verschiedene narrative Ebenen miteinander koexistieren und sich durchdringen.

​Ihre Faszination gilt alltäglichen menschlichen Gewohnheiten und jener eigentümlichen Schönheit, die entsteht, wenn Fehler, Unsicherheiten oder Ängste in ritualisierte Handlungen überführt werden. Dalmonias Werke bewegen sich im Zwischenraum von sinnlich erfahrbarer Wirklichkeit und einer Sphäre jenseits des Sicht- und Sagbaren.

Klasse für Angewandte Fotografie und zeitbasierte Medien (Maria Ziegelböck)

Universität für Angewandte Kunst Wien (AT)

Katharina Maria Wimmer (*2002 Salzburg) nähert sich ihrer Arbeit mit einem feinen Gespür für Materialität und Bedeutung. Ihre Wahl fällt auf haptische, oft fragile Materialien wie leichte Aluminiumfolie, Kohle und Inkjetdrucke. Mit der Schreibmaschine prägt sie ausgewählte Worte und Wortkombinationen auf diese Oberflächen, wodurch Sprache nicht nur vermittelt, sondern buchstäblich ins Material eingeschrieben wird. Als werde das Trägermaterial selbst zur lebendigen Spur von Geschichte und Bedeutung.

Ihr Interesse liegt an den Geschichten, die Materialien in sich tragen oder an sich nehmen. Wo liegen die Spuren der Vergangenheit? Welche Erzählungen werden durch die feinen Gravuren sichtbar, welche durch die Haptik fühlbar? Wieweit prägen Zeit, Gebrauch und Geschichte diese Objekte, und wie lassen sie sich um- und weiterschreiben?

In ihrem Projekt Neutral Space sind die gezielt gesetzten, mit Kalkfarbe überzogenen Bodenquadrate mehr als nur formale Elemente: Sie sind Verweise auf die gängige Praxis, Ausstellungsräume durch den White Cube als neutrale, geschichtslose Räume zu inszenieren - Orte, an denen Kunst isoliert und als autark gedacht wird. Doch Wimmer zeigt auf, dass diese Neutralität eine Fiktion bleibt, ein leerer Raum, der von der Geschichte, der Umgebung und dem Gebrauch nie wirklich zu trennen ist.

Bildende Kunst mit dem Schwerpunkt Fotografie (Lucie Stahl)

Kunstuniversität Linz 

Laura Ana Josic (*2001 Wien, ATschafft Werke, die zwischen kindlicher Verspieltheit und Komplexität oszillieren. Neben kleinen, gipsgefertigten Erinnerungsstücken entstehen bei ihr auch wandgebundene Objekte, deren naive Formen sich in verschachtelten, komplexen Strukturen auflösen. Die gewohnten Orientierungspunkte verschwimmen: Oben und Unten, Anfang und Ende treten in einen Zustand offener Ambivalenz.

Bemalte Flächen und eingearbeitete Symbole verweben sich zu einem fluiden Gefüge, das sich jeder eindeutigen Interpretation entzieht. Josics Arbeiten wirken zugleich vertraut und irritierend; sie laden ein zum genauen Hinsehen und zur Reflexion, ohne dabei ihre spielerische Leichtigkeit zu verlieren. So öffnen sie einen Raum, in dem sich Erinnerung, Wahrnehmung und Imagination auf vielschichtige Weise begegnen.

Ortsbezogene Kunst (Paul Petritsch)

Universität für Angewandte Kunst

In ihrer Arbeit beschäftigt sich Arina Grinevich (*2002 in Belarus) mit Themen wie Migration, Zugehörigkeit, Erinnerung und Identität.

Ihr Langzeitprojekt Kalykhanka basiert auf der malerischen Verarbeitung ihrer Träume – ein poetisches Archiv des Unbewussten, in dem intime Innenwelten in atmosphärische Bildräume übersetzt werden. Sie verbindet persönliche Narrative mit gesellschaftlicher Reflexion. Ihre Arbeiten bewegen sich zwischen Zartheit und Widerstand, zwischen Verletzlichkeit und Selbstbehauptung.

Klasse für Experimentelle Kunst (Anna Jermolaewa)

Kunstuniversität Linz (AT) 

Duy Hung Ngo arbeitet mit Erinnerungen, die sich nicht in Worte fassen lassen. Seine Videos und Animationen führen Bild, Material und persönliche Spur in einen Dialog. Es geht nicht um das große Narrativ, sondern um die leisen Verschiebungen, um das, was bleibt, wenn eine Begegnung, ein Moment oder ein Objekt nachhallt.

Für die Ausstellung NO FISHING HERE LUFTMASSEN (Dezember 2022) bearbeitete er 16mm-Filmstreifen nicht im klassischen Sinne, sondern als Oberflächen. Mit Steinen, Pflanzenfragmenten und Acrylfarben verletzte und zeichnete er auf dem Material. Es etstehen visuelle Texturen, die weniger dokumentieren als befragen: Was ist Erinnerung? Und wo beginnt die Projektion?

Im Sommer 2023 folgte ein Animationsfilm – 3:54 Minuten lang, komplett in Blender modelliert. Die darin entworfene Welt liegt zwischen Cyberpunk und Steampunk, als Bühne für eine spekulative Erzählform und Bewegungen durch imaginierte Landschaften, mit Figuren, die weder eindeutig noch abgeschlossen sind.

Klasse für Experimentelle Kunst (Anna Jermolaewa)

Kunstuniversität Linz (AT) ​​

Florian Nöthe (*1995 in München, DE) arbeitet mit gesammelten und vorgefundenen Objekten, deren Gebrauchsspuren als Träger kollektiver wie individueller Erinnerung lesbar werden. In seiner künstlerischen Praxis sucht er nach Präsentationsformen, die den Dingen ihre Materialität und Geschichte lassen und sie zugleich neu rahmen.

Die wachsende Sammlung fungiert als dreidimensionales Skizzenbuch: ein offenes Archiv, in dem das Alltägliche befragt, sortiert und neu in Szene gesetzt wird.​

Ein zentrales Motiv ist dabei der Käfig – ursprünglich ein Symbol für Kontrolle und Domestizierung, wird er selbst zum eingeschlossenen Objekt. Umhüllt von Glas, verkehrt sich seine Funktion: Nicht mehr das Innere steht im Fokus, sondern die Struktur des Käfigs selbst, als Medium, das durch museale Kontexte und Konservierungspraktiken aufgeladen ist. Die Glashülle markiert dabei nicht nur Schutz, sondern auch Distanz. So werden gängige Modi der Präsentation aufgebrochen und gesellschaftliche Vorstellungen von Wert und Sichtbarkeit kritisch befragt.

Klasse Florian Pumhösl

Akademie der Bildenden Künste München (DE)

Kweku Okokroko (*1999 in Accra, Ghana) arbeitet an der Schnittstelle von Literatur und bildender Kunst. Seine Werke entstehen aus einem feinen Zusammenspiel von Text und Bild: Absätze, Zeilen und Strophen treffen auf Linien, Formen und Figuren. So formuliert er eine vielschichtige und persönliche Sicht auf seine Umwelt.

Im Zentrum seiner Arbeit stehen Themen wie Natur, Tradition, Identität, Tugend, Moral und Religion. Dabei ist es ihm ein besonderes Anliegen, die ghanaische Kultur zu bewahren und ihrer fortschreitenden Korruption und dem Verfall entgegenzuwirken. Die Normen, Traditionen und vor allem die reiche mündliche Literatur seines Landes bilden das Fundament seiner Arbeit.

Ein wesentlicher Teil seines Schaffens beruht auf der Symbolik von Tieren, wie sie in der oral literature der verschiedenen ghanaischen Stämme verankert ist. Tiere fungieren als Träger von Tugenden und Werten, die menschliche Erfahrungen und Weltanschauungen repräsentieren. So etwa die Akɔmfem, die afrikanischen Perlhühner, die als Symbol für Gemeinschaft gelten – ein sozialer, geschlossener Verbund, der als Sujet eines seiner Gemälde dient. Der Löwe (Gyata), dem die Fante das Attribut der Stärke zuschreiben, steht als Motiv ebenfalls für zentrale kulturelle Tugenden.​

Kweku verwendet kräftige, farbige Acrylfarben, die meist flächig auf großen Leinwänden aufgetragen werden. Seine Kompositionen zeichnen sich durch reduzierte, oft monochrome Hintergründe in Naturtönen aus, die den Tiermotiven eine besondere Präsenz verleihen. In seinem jüngsten Werk zieht er zunehmend das Zeichnen als Medium hinzu, um seine künstlerische Sprache zu erweitern und zu vertiefen.

Klasse Zeichnen (nominiert von Veronika Dirnhofer)

Akademie der Bildenden Künste Wien (AT)

Lisa Obereders (*1998 in Kärnten) malerische Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung einer abstrakten, gestischen Bildsprache, die von Intuition, Wahrnehmung und unterbewussten Eindrücke geprägt ist.

Obereders Bilder entstehen im Spannungsfeld zwischen spontaner Bewegung und langer, prozesshafter Verdichtung. Manche Werke wachsen über Wochen und Monate in übereinandergelagerten Farbschichten, andere erfassen flüchtige Impulse, körperlich und unmittelbar.

Ausgangspunkt ist oft eine persönliche Beobachtung, ein Gespräch, eine Erinnerung, eine Melodie, Fragmente, die sich im Arbeitsprozess überlagern, verschieben, verlieren oder wieder auftauchen. Die Bildentstehung selbst ist nie isoliert, sondern reagiert auf räumliche Bedingungen, auf Material, Stimmung, auf Zeit. Gerade in diesem offenen Zugang auch über Malerei hinaus, in Zeichnung, Musik oder Text, sucht Obereder nach einer unabhängigen Sprache, die Wahrnehmung nicht illustriert, sondern tastend, sinnlich und frei erfahrbar macht.

Kunst und Bild | Figuration (bei Kirsi Mikkola,Francis Ruyter, Alastair Mackinven)

Akademie der Bildenden Künste Wien (AT)

Leonie Holtkamp (*1999 in Dissen am Teutoburger Wald) lebt und arbeitet in Wien. Unter dem Namen hallohilfe entwickelt sie Objekte, die sich im Grenzbereich zwischen Kunst und Design verorten. Oft begegnen sich darin zwei grundverschiedene Materialien, deren Spannungsverhältnis den Ausgangspunkt für skulpturale Möbelstücke bildet. Ihre Arbeiten oszillieren zwischen Gebrauchswert und freier Form, zwischen Pragmatik und emotionaler Aufladung. Immer wieder verhandeln sie dabei auch das Verhältnis zwischen Menschen, Körpern und Räumen – auf leise, oft humorvolle Weise.

Klasse für Transmediale Kunst (Jakob Lena Knebl)

Universität für Angwandte Kunst Wien (AT)

Lotti Brockmanns Arbeiten entstehen meist eigens für den jeweiligen Ausstellungsort, und verschwinden mit ihm. Verlust wird so zum zentralen Motiv. Zwischen Bewahren und Vergehen reflektiert sie den Umgang mit Wandel: in der Natur, in Systemen, in der Geschichte.

Ihr Interesse gilt dem Fragilen, Prozesshaften: Mit vergänglichen Materialien wie Zucker, Erde oder Teig untersucht sie die Grenzen zwischen Objekt, Raum und Handlung. Ihre Arbeiten reagieren auf Kontexte, lösen sich auf, verändern sich, und stellen Besitz, Erinnerung und Sichtbarkeit infrage.

Jüngst erweitert Fotografie diese Praxis, nicht als Dokumentation, sondern als Reflexion über das Festhalten-Wollen im Spätkapitalismus. Dabei verschränken sich populäre und machtpolitische Ebenen, die sie mit feinem Gespür für Material und Bedeutung erfahrbar macht.

Kunst und Raum | Raumstrategien (Iman Issa), Zeichnen (Veronika Dirnhofer)

Akademie der Bildenden Künste Wien (AT)

Das Wechselspiel zwischen Mensch und Umwelt steht im Zentrum von Lin Wolfs (*1998 in Wien, AT) künstlerischer Arbeit. Ausgehend von Orten, die sich im Wandel befinden, etwa durch Leerstand, Umstrukturierung oder widersprüchliche Interessen, entstehen Beobachtungen, die weder rein dokumentarisch noch objektiv sein wollen. Vielmehr geht es ihr um das Erfassen von Atmosphäre, Spuren, Verschiebungen. Fragen nach Vergangenheit, Gegenwart und möglicher Zukunft fließen in subjektive Bildfindungen ein.

Ihre künstlerischen Antworten entstehen oft auf Materialien, die in einem konkreten Bezug zum jeweiligen Ort stehen, meist in Form von zweidimensionalen Arbeiten. Sie versteht diese nicht als Eingriffe, sondern als Kommentare, die neue Perspektiven auf vermeintlich vertraute Räume eröffnen. Ohne belehrend oder erklärend zu sein, markieren die Werke ein Innehalten – eine stille, genaue Form der Aufmerksamkeit.

Ortsbezogene Kunst 

Universität für Angwandte Kunst Wien (AT)

Olga Shcheblykinas raumgreifende Installationen gleichen Szenen, die sich einer linearen Erzählung entziehen: Einzelobjekte verteilen sich fragmentarisch im Raum, als seien sie aus einem größeren Bildzusammenhang herausgelöst. Ihre skulpturalen Arbeiten mit prallen, taktilen Oberflächen wirken wie organische Wesen, welche klare Abgrenzungen verweigern und sich permanent zu verändern scheinen. Auch ihre Malereien, oft pastos und körperhaft, drängen in den Raum hinein und erzeugen durch spontane, unvermischte Farbgebung eine vibrierende, lebendige Oberfläche.

Ihre hybriden Formen, die Malerei und Skulptur vereinen, befragen klassische Gattungsgrenzen und existieren in einem Übergangsraum, in dem Form und Bedeutung in ständiger Bewegung bleiben. Shcheblykina versteht ihre Kunst als Einladung, bestehende Ordnungssysteme aufzubrechen und eine vielfältige, offene Lesbarkeit von Körper, Raum und Identität zu ermöglichen.

Malerei und Grafik (Anne Speier, Ursula Hübner)

Kunstuniveristät Linz (AT)

Phasenübergänge bilden den Ausgangspunkt von Ludwig Stallas (*1989, München, DE) künstlerischer Praxis. Seine Arbeiten entwickeln sich aus der Erforschung materieller Strukturen und deren inhärenter Eigenschaften. Digitale Konstruktionen, etwa mittels Rendering-Software erzeugte Metallrahmen, werden in das klassische Bildformat übertragen und fungieren als Metaphern eines erweiterten Bildbegriffs. Materialien wie Metalle, Schaumstoffe oder Leinen bilden ein wiederkehrendes Vokabular, aus dem vielschichtige Kompositionen entstehen. Die Serie Casings etwa verhandelt das Wechselspiel zwischen Einfassung und Öffnung – das Werk bleibt im Moment des Übergangs verortet.

Rendering wird bei Stalla zur künstlerisch-konzeptuellen Geste: Lichtverläufe und Oberflächenstrukturen werden digital simuliert, um eine visuelle Wirklichkeit zu erzeugen, die keinen realen Ursprung hat. Der Rahmen wird doppelt referenziert – als sichtbares Motiv und als Verweis auf den verborgenen Bildträger. So überschreiten die Arbeiten den Bildrand, im Sinne von Craig Owens’ From Work to Frame, und reflektieren Bedingungen der künstlerischen Produktion wie auch globale Zirkulationsprozesse. Die Casings thematisieren nicht nur Gestaltung, sondern auch Verpackung, Sichtbarkeit und Transport.

Auch die Wolken- und Rauchmotive führen diese Gedanken fort. Sie erscheinen im abstrakten Bildraum und entziehen sich klarer Verortung – ihre Referenz liegt eher im digitalen Setup als in der Realität. Der Blick wird zurückgelenkt auf die Materialität der Pigmente, auf Raster und Struktur. In dieser Balance von kontrollierter Entscheidung und scheinbarer Entropie verortet sich Stallas Werk - zwischen Simulation und Substanz, zwischen Bild, Rahmen und Kontext.

Text von Tatjana Schäfer (gekürzt)

Klasse Pumhösl

Akademie der Bildenden Künste München (DE)

Paria Shahrestanis (*2001 in Tehran, Iran) Denken ist durchdrungen von einer tiefen Nähe zur Zeichnung und Malerei, nicht als Technik, sondern als früh erlernte Ausdrucksform, in der Wahrnehmung, Erinnerung und Emotion ineinandergreifen.

Schon in ihrer Kindheit wurden Erzählungen und Märchen nicht bloß konsumiert, sondern verinnerlicht und erfahren.. Ihre Bildwelten sind keine bebilderten Geschichten, sondern Reaktionen auf das Unheimliche und das Vertraute in diesen Narrativen, auf das Verlorene und das Menschliche, das sich darin spiegelt.

Die Erfahrung des Lebens zwischen Kulturen und Sprachen bildet eine zweite, ebenso prägende Ebene ihrer Arbeit. Diese Biografie schreibt sich in Spannungen und Übergänge. Ihre Arbeiten bewegen sich entlang von Verschiebungen, inneren Widersprüchen und dichten Wahrnehmungsräumen. Es ist nicht die Differenz, die hier artikuliert wird, sondern die Überlagerung. Die Zeichnungen und Gemälde öffnen sich nicht durch Erzählung, sondern durch Geste, Linie, Textur und Andeutung.

Dabei versteht Shahrestani ihre Praxis als eine Form der stillen Beobachtung, eine Bewegung zwischen Selbst und Gegenüber. Ihre Bilder vermeiden Eindeutigkeit, sie bestehen im Fragilen. Was sie festhalten, ist weniger eine Botschaft als eine Stimmung, ein Resonanzraum, in dem sich Blick, Erfahrung und Intuition überlagern. Ihre Kunst bleibt dabei leise, aber insistierend, und schafft ein sensibles Feld, das die Trennung zwischen Bild und Betrachtenden immer wieder infrage stellt.

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Klasse Zeichnen (Veronika Dirnhofer)

Akademie der Bildenden Künste Wien (AT)

Valentino Skarwan (*1998 in Wien, AT) arbeitet an der Schnittstelle von Performance, Skulptur, Installation, Video und Fotografie. Aufgewachsen in Guatemala und Wien, bewegen sie sich zwischen unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Kontexten, was sich auch in der künstlerischen Praxis widerspiegelt: Identität, Zugehörigkeit und Körperlichkeit werden als offene, prozessuale Kategorien verstanden.

Skarwan erschafft Räume, in denen neue Formen des Miteinanders entstehen können: fluide Orte zwischen Sichtbarkeit und Auflösung, Nähe und Fremdheit. Inspiriert von indigenen Kosmologien Guatemalas, Mythen und zeitgenössischen Erzählstrukturen, hinterfragt die künstlerische Arbeit normative Vorstellungen vom Körper und seiner Einbettung in soziale und ökologische Gefüge. Dabei wird das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt nicht als starre Grenze, sondern als durchlässiges Netz verhandelt.

Im Zentrum steht ein poetischer, queerer Blick auf das Potenzial von Transformation und gegenseitiger Verbindung. Der Körper wird als Ort von Erinnerung, Wandel und spekulativer Möglichkeit verstanden. 

Klasse für Transmediale Kunst (Jakob Lena Knebl) & Bildende Kunst (Judith Eisler)

Universität für Angewandte Kunst Wien (AT)

Was bleibt, wenn ein Ort verschwindet? Wenn Oberflächen, an denen sich Generationen abgerieben haben, ersetzt, entsorgt, überdeckt werden? Ömer Faruk Kaplan setzt genau dort an, bei den Spuren, die materiell und metaphorisch eingeschrieben sind in Holz, Beton, Glas. In seiner künstlerischen Praxis untersucht er, wie sich Zeit, Nutzung und Erinnerung in Materialien niederschlagen und wie diese in neue räumliche Konstellationen überführt werden können.

Kaplans Arbeiten folgen einer seriellen Logik: Seine Wandobjekte aus gegossenem Beton, Deutscher Eiche und Fichte, oder dem fragil gewundenem Glas (SKINs) sind repetitiv, gleichmäßig gesetzt und dennoch nie identisch. Gerade im Detail offenbart sich ihre Individualität. Spuren von Bearbeitung, Risse, Oberflächenwiderstand lassen die Werke lebendig wirken, als stünden sie in einem kontinuierlichen Dialog mit der Umgebung.

Als Künstler der dritten Generation von Einwanderern in Deutschland ist Ömer geprägt von einer geteilten Geschichte, von Fragen nach Zugehörigkeit, Herkunft und Differenz. Seine Materialien tragen diese Komplexität nicht illustrativ, vielmehr als strukturierte Oberfläche, als Spur. Seine Arbeiten sind keine Abbilder von Identität, sondern konstruierte Körper, die Zeit, Bewegung und Erinnerung nicht festhalten, sondern in Bewegung halten.

Klasse Pumhösl

Akademie der Bildenden Künste München (DE)

Shuvo Rafiqul (*1982 in Dhaka, Bangladesch) lebt und arbeitet in Wien. Seine multidisziplinäre Praxis umfasst Skulptur, Malerei, Video, Zeichnung, Installation und Fotografie.

Ausgehend von einer bildhauerischen Ausbildung nähert sich Rafiqul künstlerischen Fragen mit einem stark körperlichen, materialbasierten Zugriff. Frühere Erfahrungen als professioneller Cricketspieler prägen seinen Umgang mit Zeit, Bewegung und Unterbrechung. Seine Arbeiten verhandeln soziale und politische Prozesse, oft aus einer persönlichen Perspektive.

In seinen Videos setzt er auf Schnitte, Pausen und Wiederholungen, um lineare Erzählstrukturen aufzulösen. Zeichnungen und Collagen arbeiten mit Überlagerungen, Fragmenten und dokumentarischen Fundstücken, die neu kontextualisiert werden.

Als Mitbegründer des Künstlerkollektivs OGCJM trug Rafiqul zur Entwicklung der zeitgenössischen Kunstszene in Dhaka bei. Seine Werke wurden international gezeigt, unter anderem auf der Shanghai Biennale, in der Kunsthalle Zürich, im Manggha Museum und bei der Asian Art Biennale.

2020 wurde er mit dem STRABAG Artaward International ausgezeichnet. 

Klasse Zeichnen (Veronika Dirnhofer)

Akademie der Bildenden Künste Wien (AT)

Veronika Harb (*1985 in Graz, AT) lebt und arbeitet in Wien. In ihren Installationen, Objekten und Interventionen untersucht sie das Wechselspiel von Körper, Objekt und Raum. Der menschliche Körper dient dabei als sensibles Bezugssystem, auch wenn er physisch nicht präsent ist. Ihre Arbeiten gehen von alltäglichen Beobachtungen, gesellschaftlichen Dynamiken und feministischen Fragestellungen aus und machen Kraftverhältnisse, Abhängigkeiten und Isolation auf sinnlich erfahrbare Weise sichtbar.

Für die Arbeit Vom Tasten und Begreifen I verwendet sie ausrangierte Fahrradschläuche und einen ringförmigen Stahlkörper. Durch das Gegenspiel von Zug und Gegenzug wird der Rahmen im Raum gehalten, ohne zusätzliche Fixierung. Die Materialien spannen sich zwischen Schwere und Leichtigkeit auf, zwischen Widerstand und Nachgiebigkeit. Es entsteht ein instabiles Gleichgewicht, das auf die feinen Verhältnisse zwischen Körpern und Systemen verweist:

temporär, fragil, und doch präzise gesetzt.

Klasse für Bildhauerei (Ali Janka, Tobias Urban)

Kunstuniversität Linz (AT)

JURY

2025

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© Wolfgang Reichel

Ao.Univ.-Prof. Doz. Mag. Veronika Dirnhofer

Institut für Bildende Kunst, Akademie der Bildenden Künste Wien

© Wolfgang Reichel

Univ.-Prof. Mag.art. Mag.phil. Anna Jermolaewa

Klasse für Experimentelle Kunst, Kunstuniversität Linz

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© Philipp Horak für profil.

Univ.-Prof. Mag.art. Jakob Lena Knebl

Klasse für Transmediale Kunst, Universität für Angewandte Kunst Wien

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Foto: Susanne Stemmer © MUMOK.

Prof. Florian Pumhösl

Klasse für Bildhauerei, Akademie der Bildenden Künste München

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© Wolfgang Reichel

Mag. Ursula Simacek

CEO SIMACEK Holding GmbH, Kunstsammlerin, Simacek Award Initiatorin

© Wolfgang Reichel

Raimund Deininger

Artconsultant, Kurator, Galerist, Editor, Artdirector ARTCARE

office@artcare.at

Rechte Bahngasse 30-32

1030 Wien

Österreich

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