PARALLEL VIENNA 2025
- ellen3548
- 28. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Sept.
PARALLEL VIENNA 2025
10.-14. September 2025
Otto Wagner-Areal
Baumgartner Höhe 1
1140 Wien
Auch in diesem Jahr nimmt ARTCARE als Plattform für junge und zeitgenössische Kunst an der PARALLEL VIENNA 2025 teil. Ganz im Sinne unserer Mission, aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne zu geben, freuen wir uns, heuer gleich drei Räume im Otto Wagner Areal bespielen zu dürfen.
📍 PAVILLON 7
RAUM 008: Lukas Soldo
RAUM 016: Louise Deininger
📍 PAVILLON 13
RAUM 302: In Kooperation mit Art House Simacek präsentieren wir Arbeiten der Gewinner:innen sowie ausgewählter Nominierter des Simacek Award 2025.

ARTCARE
Lukas Soldo
Pavillon 7
Raum 008
Lukas Soldos Malerei entzieht sich jeder schnellen Lesbarkeit.
Sie zeigt nicht einfach etwas, sondern lässt das Bild selbst im Werden erscheinen. Jede Fläche, jede Überlagerung, jede Korrektur ist Teil eines Prozesses, der sich in die Oberfläche einschreibt. Die Bilder dokumentieren nicht nur einen Akt, sie bezeugen ihr eigenes Entstehen und die fortwährende Spannung zwischen Kontrolle und Unkontrollierbarkeit.
Der österreichische Künstler arbeitet in dichten, pastosen Schichtungen auf fein gespannter Baumwolle, die eine skulpturale Präsenz erzeugen. Die Malerei entwickelt sich eigenständig: Der ursprüngliche Plan wird in der Arbeit verändert, jede Bewegung dennoch direkt und klar. Übermalungen und Korrekturen sind keine Fehler, sondern bewusste Entscheidungen im Dialog mit Farbe und Material. So wird der Prozess selbst zum Inhalt der Werke. Die Bilder entstehen aus einem ständigen Aushandeln zwischen Intention und Zufall, zwischen dem, was gedacht wird, und dem, was die Farbe und das Material hervorbringen. Die Oberfläche trägt die Spuren: aus dem Nichts wird etwas Konkretes.
Während die Materialität schwer, massiv, nahezu skulptural in den Raum drängt, öffnet die weiche Farbpalette einen Raum der Zartheit. Diese Spannung von Gewicht und Leichtigkeit, von Relief und Transparenz, führt zu einer paradoxen Erfahrung: Die Malerei wirkt monumental und verletzlich zugleich.
Damit entsteht eine Malerei des Dazwischen: zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Objekt und Bild, zwischen Natur und Künstlichkeit. Die Baum- oder Pflanzenähnlichkeiten, die gelegentlich aufscheinen, sind weniger Motive als Metaphern für Werden und Wachstum: für ein Hervortreten aus Bedingungen, die nie vollständig kontrollierbar sind.
So könnte man Soldos Praxis auch als eine Form der Meditation begreifen: nicht im Sinn von Ruhe oder Kontemplation, sondern als ein beständiges Befragen des Seins im Medium der Malerei. Malerei ist hier kein Instrument der Darstellung, sondern ein Ort, an dem das, was ist, sich zeigt: in seiner Brüchigkeit, seiner Vielschichtigkeit, seiner Offenheit.
Lukas Soldo (*2001, Wien) studiert Abstrakte Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Michaela Eichwald und zuletzt auch bei Thomas Winkler.

Lukas Soldo, Ohne Titel, Öl auf Baumwolle, je 40cm x 45 cm, 2025.

Lukas Soldo, Ohne Titel, Acryl und Gesso auf Leinwand, 140cm x 200cm, 2024.

Lukas Soldo, Ohne Titel, Öl und Acryl auf (fester) Baumwolle, 100cm x 120cm, 2024.

Foto: Lukas Soldo

ARTCARE
Louise Deininger
Pavillon 7
Raum 016
Bei der diesjährigen Parallel präsentiert Konzeptkünstlerin Louise Deininger RETURN TO LOVE: eine Installation, die als ritueller und offener Raum konzipiert ist. Sie funktioniert als lebendiger Altar, ein Ort des Trauerns, der Reflexion und des Werdens, offen für Gesten, Spuren und Gaben. Die Arbeit ist kein abgeschlossenes Denkmal, sondern ein sich entwickelndes Feld, das die Spannungen zwischen Verlust und Erneuerung, Stille, Liebe und kollektiver Resonanz thematisiert. Besucher:innen werden eingeladen, eigene Spuren, etwa Notizen, Zeichnungen oder Objekte, zu hinterlassen und so Teil eines fortlaufenden Gesprächs über Liebe, Verlust, Erinnerung und Transformation zu werden.
Die Installation gewinnt ihre Kraft aus den Materialien, welche die in Kenia geborene und in Uganda aufgewachsene Künstlerin verwendet, und den Geschichten, die diese tragen. Kanga-Stoff, bedruckt mit Sprichwörtern, spricht sowohl als Textil als auch als Text und verkörpert die Widerstandsfähigkeit schwarzer Frauen über Generationen hinweg. Elefantendung, verbunden mit dem Familientotem der Künstlerin, verankert die Arbeit in Zyklen von Fruchtbarkeit, Verfall und Erneuerung und transformiert das Abstoßende in das Heilige. Rindenstoff, einst durch koloniale Gesetze verboten, wird hier würdevoll re-inszeniert, während Kaurimuscheln an Wirtschaftssysteme und spirituelle Praktiken erinnern, die der kolonialen Gewalt vorausgingen. Acryl auf Leinwand, ein Medium mit kolonialer Geschichte, wird in dieser Arbeit als Ort der Aneignung und des Widerstands genutzt.
Die persönliche Dimension der Arbeit zeigt sich im Zentrum des Altars: Dort liegt das Bild von Raimund, dem kürzlich verstorbenen Ehemann der Künstlerin, neben einem offenen Buch, in das Besucher:innen ihre eigenen Spuren eintragen können. Seine Präsenz wird nicht monumentalisiert, sondern als stiller Zeuge und Begleiter gehalten. Das Buch erweitert den Altar über die Künstlerin hinaus und verwandelt ihn in ein gemeinsames Gefäß des Erinnerns.
Für Louise Deininger ist Ihre Kunst Seelenarbeit: ein Zusammennähen dessen, was auseinandergerissen wurde: Schwarze Erinnerung, Land, Identität, Spiritualität. Durch die Anerkennung des persönlichen Verlustes wird die Installation zugleich zutiefst intim und offen für die Gemeinschaft. Sie wirft Fragen auf, wie wir erinnern und heilen, ohne endgültige Antworten zu erwarten.
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Upon entering RETURN TO LOVE, one does not step into a closed space, but into an open, porous environment. At its center stands a table conceived as an altar, serving as the focal point of the installation. Around this core, the work unfolds as a evolving altar: a space of mourning and transformation, open to gestures, marks, and offerings. It is not a fixed memorial, but an evolving field that holds the balance between loss and renewal, between silence, love, and collective resonance.
The installation draws its strength from materials that carry their own voices and histories. Kanga cloth, patterned with proverbs, speaks as both textile and text, embodying the resilience of black women’s narratives across generations. Elephant dung, linked to the artist’s family totem, anchors the work in cycles of fertility, decay, and renewal, transforming the abject into the sacred. Bark cloth, once outlawed by colonial decree, is re-inscribed with dignity, while cowrie shells recall economies and spiritual practices that predate colonial violence. Even acrylic on canvas, a medium inherited from colonial art history, is re-appropriated here as a site of resistance and reclamation.
Through these materials, RETURN TO LOVE stages an act of decolonial remembering. It is not simply an installation, but a ritual environment where ecological kinship, ancestral memory, and artistic experimentation converge. The space invites visitors to leave a trace - a note, a drawing, a fragment - and in doing so to become part of an ongoing conversation about love and loss, identity and resilience, memory and transformation.
For Louise Deininger, this work is soul work: a stitching together of what has been torn apart: Black memory, land, identity, spirituality. In acknowledging the loss of her partner, RETURN TO LOVE becomes at once profoundly intimate and widely communal. It asks how we remember, how we heal, while accepting that these questions have no final answers. In this sense, the work is a space for reflection, for gathering, and for the slow work of wholeness that is always still to come.

ARTCARE X ART HOUSE SIMACEK
SIMACEK AWARD 2025
Winners & Nominees
Pavillon 13
Raum 302
Dieses Jahr haben wir die besondere Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit Art House SIMACEK einen weiteren Raum zu bespielen. Gezeigt werden Werke von Gewinner:innen wie auch Nominierten des SIMACEK AWARD 2025 – ein vielschichtiges Aufeinandertreffen verschiedener künstlerischer Positionen.
Die ausgestellten Arbeiten umfassen ein breites Spektrum: von Malerei auf Leinwand bis hin zu skulpturalen und installativen Ansätzen. So entsteht ein spannender künstlerischer Dialog, der Besucher:innen einlädt, neue Perspektiven und Talente früh zu entdecken und unmittelbar zu erleben.
Die präsentierten Werke stammen aus unserer aktuellen Ausstellung CONTACT ZONES, die aus diesem Grund vom 5.–15. September in der Rechten Bahngasse geschlossen bleibt. Zwischen dem 10.–14. September sind die Arbeiten im Rahmen der Parallel 2025 im Raum im Otto Wagner Areal zu sehen, bevor die Ausstellung anschließend wieder in der Rechten Bahngasse geöffnet ist.
Artists: Arina Grinevich
Chorong Moon
Dalmonia Rognean
Duy Hung Ngo
Lisa Obereder
Lotti Brockmann
Ludwig Stalla
Olga Shcheblykina
Ömer Faruk Kaplan
Paria Sharestani
Kweku Okokroko
Valentino Skarwan






